Die Prophezeiung des Adlers by Scarrow Simon

Die Prophezeiung des Adlers by Scarrow Simon

Autor:Scarrow, Simon [Scarrow, Simon]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historisches
ISBN: 3453471199
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 2013-09-08T22:00:00+00:00


KAPITEL 24

Cato war noch immer gut gelaunt, als er den Marinestützpunkt nach Einbruch der Nacht durch einen schmalen Seiteneingang verließ. Es war kalt, und ein leichter Wind trieb einen feinen Nieselregen durch die Straßen. Cato schützte den Kopf mit der Kapuze seines Umhangs und zog unter dem Wollstoff die Schultern hoch. Von der Menschenmeute vor dem Haupttor waren kaum mehr hundert wütende und betrunkene Städter übrig, aber wozu sollte er sein Leben riskieren und sich zwischen ihnen zu den Gassen Ravennas durchkämpfen? Cato hatte die Uniform abgelegt und eine einfache Tunika, einen Matrosenumhang und billige Sandalen angezogen: die typische Tracht der Seeleute, die sich in den Straßen des Hafenviertels drängten. Er umging den Kai und drang in das verschlungene Netz von Durchgangsstraßen und schmalen Gassen im heruntergekommensten Teil des Hafenviertels ein.

Die Straße, an der der Tanzende Delfin lag, war diesmal viel ruhiger als bei Catos letztem Besuch. Die Marineinfanteristen und Matrosen hatten für die zahllosen Schenken und Bordelle des Stadtteils die Hauptkundschaft dargestellt. Unbeschäftigte Prostituierte saßen mit verdrossenen Mienen in Nischen, deren Vorhänge zurückgezogen waren, legten aber sofort ein angestrengt verführerisches Lächeln auf, als sie Cato auf der Straße näher kommen sahen. Er weigerte sich, ihren Blicken zu begegnen oder auf ihre eindeutigen sexuellen Avancen einzugehen, als er mit gesenktem Kopf an ihnen vorbeimarschierte.

Als Cato den Tanzenden Delfin betrat, waren dort nur eine Handvoll Gäste. Er behielt seine Kapuze zunächst noch oben und blickte sich um. Das einzige Gesicht, das er erkannte, war das des Kellners, der an die Theke gelehnt dastand und darauf wartete, dass jemand bedient werden wollte. Er blickte Cato hoffnungsvoll an, und der Centurio arbeitete sich zwischen den kreuz und quer herumstehenden Tischen und Bänken zur Theke vor. Der Kellner hieß ihn mit einem schmallippigen, wenig überzeugenden Lächeln willkommen.

»’n Abend. Was darf ich dir bringen?«

»Mulsum.«

»Gerne.« Der Kellner tauchte eine Schöpfkelle in einen dampfenden Krug, füllte einen Bronzebecher und schob ihn über die Theke zu Cato hin. »Das macht drei Asse.«

Cato fischte die kleinen Münzen aus seinem Geldbeutel und klatschte sie auf die Theke. Trotz des Preises war das Getränk nur mit Müh und Not genießbar, und Cato fühlte etwas wie Bodensatz in seinem Mund, als er den ersten warmen Schluck trank.

Der Kellner legte die Schöpfkelle in den Krug zurück. »Sonst noch etwas?«

»Ja.« Cato genehmigte sich den nächsten Schluck. »Portia. Ich muss mit ihr sprechen. Sag ihr, dass ich hier bin.«

»Und du bist?«

»Centurio Cato. Sie kennt mich.«

Der Kellner trat von der Theke zurück und musterte Cato abschätzend. Er kam offensichtlich zu dem Ergebnis, dass dieser Gast zu unbedeutend war, und schüttelte den Kopf. »Du kannst sie nicht sehen. Sie ist nicht da.«

»Na schön, du Prachtkerl. Und wo ist sie dann?«

Der Ausdruck der Konzentration, der ins dumpfe Gesicht des Kellners trat, während er über eine Ausrede nachdachte, sprach für Cato Bände.

»Äh, sie ist, äh, zum Weingroßhändler gegangen.«

»Ah ja. Und der macht wohl nur nachts auf?«

»Äh, ja … nein. Er tut ihr einen Gefallen.«

»Ach ja?« Cato lächelte freudlos und beugte sich dann vor. »Schau mal, Freundchen, sie ist im Haus.



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